Eine Demokratie lebt von lebendiger Gestaltung durch ihre Bürger. Diesen müssen hierfür geeignete Mittel zur Verfügung stehen. Diese wiederum müssen dem Bürger bekannt und zugänglich sein. Wahlen sind dabei nur ein Teil der Teilnahmemöglichkeiten. Daneben gibt es noch: Beteiligung an öffentlichen Diskussionen (Jugendhilfeausschüsse sind bei uns z.B. für alle frei zugänglich, wie ist das bei dir?), Bürgerinitiativen, aktive Parteimitarbeit, Teilnahme an einer Demonstration (und das ist nicht nur was für Studenten, Hippies oder Autonome, sondern im Grunde das beste Mittel sich Aufmerksamkeit zu verschaffen), Unterstützen durch meine Unterschrift für Initiativen, Zusammenschlüsse oder Ähnliches, durch Konsumverhalten bestimmte Dinge unterstützen, oder boykottieren.

So viel zu anderen Möglichkeiten der Teilnahme, welche mehr oder weniger rege genutzt werden. Eine Übersicht zur Beteiligung findet man z.B. in den Shell Jugendstudien oder in der Studie „Die Mitte im Umbruch“ von der Friedrich Ebert Stiftung (FES).

Aber warum ist die Politik eine Gefahr für das Ganze?
Meiner Meinung nach aus folgenden Gründen:
  • Durch eine Politik der Aussortierung werden Vorurteile, Abwertungen und Neid erzeugt. Diese Aussortierung fängt schon ganz früh in der Schule an. Das führt dann soweit, dass sich Menschen denken: Ich setz mich doch nicht für Hartz IV Empfänger ein, die sollen arbeiten gehen. Oder: Warum sollten Studenten umsonst studieren, die Kindergartenplätze und diverse andere Weiterbildungen kosten doch auch was. Oder ganz allgemein: Warum bekommt Der dies oder das, hat Der das überhaupt verdient?
    (Ganz aktuell: Länderfinanzausgleich, bestehende Produktivitätsunterschiede der Bundesländer werden durch diese Debatte dazu führen, dass diese Länder abgewertet werden und einen schlechteren Ruf bekommen als andere. Statt nun auch noch ganze Bundesländer ins Abseits zu stellen, sollte man überlegen, warum manche Länder reicher und manche ärmer sind...)

  • Das Leben der Menschen wird, durch die von der Politik befürwortete Allmacht des Marktes, verwirtschaftlicht. Ein Mensch ist nur so viel wert, wie er der Gesellschaft zurückgeben kann. Wer diesen Wert allerdings bestimmt, ist nicht klar. Wer bestimmt, dass ein Arzthelfer weniger wertvolle Arbeit macht als eine Verkäuferin von Versicherungen? Wer bestimmt, dass der in drei Schichten Arbeitende weniger wert ist als eine Lehrerkraft?

  • Diese Verwirtschaftlichung führt meiner Meinung nach wiederum dazu, dass Menschen sich neidisch umschauen und die Solidarität dadurch immer weniger wird. Eine noch viel weitreichendere Folge dieser Verwirtschaftlichung des Lebens ist aber, dass der Mensch sich vermarkten muss, flexibel sein muss. Dies wiederum führt dazu, dass er nicht mal mehr Zeit dafür hat, sich Gedanken um seine Umwelt zu machen. Wenn er es trotzdem schafft, sich Gedanken zu machen, dann hat er aber keine Zeit seine Gedanken auch in Taten umzusetzen und sich zu engagieren. Zudem müssen viele Menschen heute so flexibel sein, dass es ihnen unmöglich ist Beziehungen aufzubauen, oder aufrechtzuerhalten, welche ja für jede Form von persönlicher Zusammenarbeit und Engagement nötig sind.

  • Die Politik schafft die besten Voraussetzungen dafür, dass viele Menschen von ihrer Arbeit nicht mehr leben können. Wer wirtschaftlich in einer unsicheren Lage steckt, wird sich viel weniger an der Politik beteiligen. Nicht nur, weil er mit seinen existenziellen Sorgen ausreichend beschäftigt ist. Auch, weil er die Hoffnung in die Wirkung der Mitbestimmung vielleicht schon aufgegeben hat.

  • Wenn Menschen sich nicht mehr Mitteilen, aus welchen Gründen auch immer, und wenn sich nicht andere Menschen für diese solidarisieren, werden diese nicht gehört und somit auch nicht beachtet.

  • Es werden stetig weitere Gesetze geschaffen, die entweder völlig ihr Ziel verfehlen, Menschen weiter ausgrenzen und ausbeuten oder die wirtschaftliche Lage von vielen weiter verschlechtern. Und, was noch viel schlimmer ist, die dazu beitragen, dass der Neid auf die Anderen immer größer wird.

Man könnte es als antidemokratischen Teufelskreis bezeichnen.


Wenn das so weiter geht, leben wir bald in einer 100%igen Ellenbogengesellschaft. In der jeder nur um sein eigenes Überleben kämpft. Neidisch nach oben und überheblich nach unten blickt. Weil wir dann endlich alle begriffen haben, dass das Geld regiert und wer es nicht schafft mit dieser Regierung mitzuhalten und sich selber zu vermarkten, tja, der hat Pech gehabt. Und selber Schuld ist er natürlich auch.