26. Mai 13 | Autor: louispok | 0 Kommentare | Kommentieren
Ich habe Schule nie wirklich gemocht. Ich war nie wirklich gut. Trotz aller Anstrengung habe ich damals nicht mal den qualifizierenden Hauptschulabschluss geschafft. Ständig musste man Dinge lernen, deren Sinn man nicht verstanden hat. Bis heute kann ich Leute nicht so recht verstehen, die Lehrer sind, oder werden wollen. Der Stress ist mittlerweile nicht nur für die Schüler mehr geworden. Ständig muss man sein Wissen in Klausuren abfragen lassen. Die schlechten Zukunftsperspektiven heute erhöhen den Druck gut, besser und am Besten zu sein immer weiter.
Alternativen?
In der letzten Zeit sind mir die Themen Schulkritik und Reformpädagogik mal hier, mal da immer wieder begegnet. Wenn man am eigenen Bildungsweg erfahren durfte, wie negativ sich die Beurteilung von Lehrkräften auf den Lebensweg auswirken können, fragt man sich doch ab und an mal, ob es da nicht Alternativen gibt. Vor allem in Zeiten wo Bildung immer wichtiger, aber gute Bildung immer teurer wird sollte man sich mal anschauen, was es noch so für Möglichkeiten zur Förderung des Nachwuchses gibt. Außerdem frage ich mich, warum unsere Schulform in Deutschland so verabsolutiert wird.
Ich möchte hier gerne die Perspektive eines Autores wiedergeben, der es meiner Meinung nach ziemlich gut auf den Punkt gebracht hat. John Taylor Gatto, ein Lehrer mit 30-jähriger Berufserfahrung in verschiedenen Schulen in New York (die Entfernung der Erfahrung macht sie nicht weniger interessant), was ihm eine gewisse Glaubwürdigkeit verleiht.
Seine Kritik am Schulsystem hat mich vor allem so beeindruckt, weil ich sie persönlich sehr gut nachvollziehen kann. Gatto hat die Schule zu Beginn seines Buches: „Verdummt noch mal! Dumping us Down. Der unsichtbare Lehrplan oder was Kinder in der Schule wirklich lernen“, als eine psychopathische beschrieben. Vom heimlichen Lehrplan hat sicher jeder schon mal was gehört!? Es geht im Grunde darum, dass uns neben den inhaltlich-thematischen Informationen noch bestimmte andere Tugenden (Pünktlichkeit, Ordnung, usw.) vermittelt werden sollen. Gatto hat es noch etwas ausführlicher dargestellt.
„Die sieben Lektionen des Lehrers“, oder was wird tatsächlich unterrichtet:
Stattdessen möchte ich kurz auf einen sehr interessanten Zeitartikel aus der Zeit Nr.16 vom 11.04.13 eingehen. Richard David Precht stellt in seinem neuen Buch 10 Thesen auf, wie unser Schulsystem reformiert werden sollte: 1. Kinder wollen lernen; 2.Jedes Kind ist anders; 3. Vergesst die Fächer; 4. Bildet Lernteams; 5. Vertieft Beziehungen; 6. Fördert Werte; 7. Verschönert die Lernorte; 8.Trainiert die Konzentration; 9. Schafft die Noten ab; 10. Lasst ganztägig lernen. Ich werde die Thesen hier nicht genauer ausführen. Wer sich wirklich dafür interessiert, wird sich den Artikel selbst durchlesen, oder hat bereits schon was von Precht gehört.
Mir reicht es schon, wenn wir alle mal drüber nachdenken, was in der Schule passiert und ob das wirklich so passieren muss. Muss man pausenlos von Anderen bewertet werden? Muss man sich seine Interessen diktieren lassen? Muss man Kinder tatsächlich zwingen zum Lernen? Sind sie nicht von Natur aus neugierig? Ist Wettbewerbsfähigkeit und Konkurrenzdenken wirklich das Einzige, was einen weiter bringt? Kann man von Kindern verlangen, dass sie den halben Tag still sitzen und frontal mit Wissen beschallt werden? Lernt man die wirklich wichtigen Dinge fürs Leben im Unterricht? Trägt diese Art der Persönlichkeitsbildung zur Entwicklung mündiger, demokratischer, reflektierter Menschen bei?
Verschiedene Ansichten zu diesen Fragen würden mich tatsächlich interessieren.
Eine Antwort auf diese Fragen gab es von Ties Rabe eine Woche später in der Zeit Nr.17. ...
Ich persönlich dacht mir nach dem Artikel von Richard David Precht tatsächlich: In dieser Schule würde ich auch Lehrerkraft sein wollen! In (fast) allen Punkten stimme ich dem Autor zu. Und ich glaube nicht, dass die Möglichkeit zum freien Lernen Kinder außer Rand und Band laufen lassen würde. Es würde vielleicht nicht jeder das vom Kultusministerium bestimmte Allgemeinwissen erlangen, aber wer kann heute schon sagen was wir morgen wissen müssen?
ps: Das soll keine Kritik am Berufsbild der Lehrkraft sein. Zwar sehe ich diese als aller Erste in der Verantwortung etwas zu verändern. Da sie selber aber hauptsächlich ausführende Kraft sind, würde eine Kritik die sich darauf beschränkt ins leere Laufen. Nicht allein der Lehrberuf sollte überdacht werden, sondern das ganze Umfeld, in dem dieser stattfindet.
Alternativen?
In der letzten Zeit sind mir die Themen Schulkritik und Reformpädagogik mal hier, mal da immer wieder begegnet. Wenn man am eigenen Bildungsweg erfahren durfte, wie negativ sich die Beurteilung von Lehrkräften auf den Lebensweg auswirken können, fragt man sich doch ab und an mal, ob es da nicht Alternativen gibt. Vor allem in Zeiten wo Bildung immer wichtiger, aber gute Bildung immer teurer wird sollte man sich mal anschauen, was es noch so für Möglichkeiten zur Förderung des Nachwuchses gibt. Außerdem frage ich mich, warum unsere Schulform in Deutschland so verabsolutiert wird.
Ich möchte hier gerne die Perspektive eines Autores wiedergeben, der es meiner Meinung nach ziemlich gut auf den Punkt gebracht hat. John Taylor Gatto, ein Lehrer mit 30-jähriger Berufserfahrung in verschiedenen Schulen in New York (die Entfernung der Erfahrung macht sie nicht weniger interessant), was ihm eine gewisse Glaubwürdigkeit verleiht.
Seine Kritik am Schulsystem hat mich vor allem so beeindruckt, weil ich sie persönlich sehr gut nachvollziehen kann. Gatto hat die Schule zu Beginn seines Buches: „Verdummt noch mal! Dumping us Down. Der unsichtbare Lehrplan oder was Kinder in der Schule wirklich lernen“, als eine psychopathische beschrieben. Vom heimlichen Lehrplan hat sicher jeder schon mal was gehört!? Es geht im Grunde darum, dass uns neben den inhaltlich-thematischen Informationen noch bestimmte andere Tugenden (Pünktlichkeit, Ordnung, usw.) vermittelt werden sollen. Gatto hat es noch etwas ausführlicher dargestellt.
„Die sieben Lektionen des Lehrers“, oder was wird tatsächlich unterrichtet:
- Verwirrung
In der Schule wird von allem ein bisschen was unterrichtet. Ohne sinnvollen Zusammenhang, ohne erkennbaren Aufbau. Mal 45 Minuten Deutsch, mal 45 Minuten Biologie. Kaum dass sich vielleicht Interesse entwickelt hat, ist die Zeit auch schon vorbei und man muss sich für was anderes motivieren (lassen). „Aber eine wirklich qualitativ hochwertige Bildung bedeutet, etwas in der Tiefe zu erforschen.“ Stattdessen reist die Schule überall etwas an, um der Forderung nach Allgemeinbildung gerecht zu werden.
(An dieser Stelle: Wer bestimmt eigentlich was zu allgemeinen Bildung gehört? Wer weiß denn schon was wir morgen wissen müssen? Ist es nicht in erster Linie sinnvoll zu wissen wo und wie ich mir fundiertes Wissen aneignen kann?) - Gesellschaftliche Schichtung
„(...) wie Sokrates es bereits vor zweieinhalbtausend Jahren gesagt hat. Die Lektion der verschiedenen Schulniveaus macht klar, dass jeder den ihm angemessenen Platz in der Pyramide hat und dass es keinen Ausweg aus deiner dir zugewiesenen Stufe gibt, außer durch den Zensurenzauber. Wenn du den nicht beherrschst, musst du bleiben, wohin du gesetzt
wurdest.“ Auf der jeweiligen Stufe blickt man dann neidvoll nach oben oder herablassend nach unten.
Die Ergebnisse von PISA zeigen jedes Mal mehr als deutlich, wie vorbestimmt die Bildungswege von der Schichtzugehörigkeit sind. In keinem anderen Land bestimmt die soziale Herkunft des Schülers dessen Bildungserfolg so sehr wie in Deutschland. Aber das ist wahrscheinlich auch keine neue Nachricht!? - Gleichgültigkeit
Diese entsteht dadurch, dass Interesse, Neugier und Motivation durch eine Schulglocke beliebig an und wieder ausgemacht werden müssen. Wann du dich für etwas zu interessieren hast, bestimmst nicht du, sondern die Schulglocke. Wie soll man sich für ein Thema eingehend interessieren, wenn einem nicht die Zeit dafür gelassen wird? Oder wenn man als Antwort bekommt, dass das nicht im Lehrplan vorgeschrieben wird? - Emotionale Abhängigkeit
Aufgrund dessen, dass die Lehrkraft da vorne dir Noten gibt, dein Verhalten also belohnt und du gelernt hast, dass du gute Noten haben musst, wirst du dich angemessen verhalten, seinen Gedanken folgen, nicht widersprechen und erst recht nicht kritisch sein. - Intelektuelle Abhängigkeit
Gatto kritisiert hier, dass wir durch die Schule vermittelt bekommen auf das Signal von oben zu warten, bis es losgeht das zu tun was uns Klügere sagen, dass wir es tun sollen. Der Lehrer sagt, was gelernt wird, was wichtig ist und was richtig ist. In seiner Arbeit sagt er, geht es nicht um Neugier, es geht um Konformität. Diese Lektion bezeichnet er als die Wichtigste. Da unsere Gesellschaft so ausgerichtet ist, dass sie nur so funktionieren kann, wie sie funktioniert, wenn Menschen konform tun, was man ihnen von Experten gesagt wird. Die Fähigkeit zum kritischen Reflektieren kommt somit abhanden. Auch wenn Projektunterricht und Ähnliches in Schulen immer häufiger gemacht werden, bleibt wieder die Frage nach der Auswahl bzw. der Berücksichtigung der eigenen Interessen. - Labiles Selbstbewusstsein
Notengebungen in der Schule sind Fremdeinschätzungen Anderer über unser Können. Ein so entstandenes Selbstbewusstsein wird weiter von der Einschätzung Anderer abhängig sein. Selbsteinschätzung wird sich somit nur schwer entwickeln können. „Den Menschen muss gesagt werden, was sie wert sind. - Man kann sich nicht verstecken
Dazu muss eigentlich nicht viel gesagt werden. Dass die Schule kein Ort der Privatsphäre ist, ist klar. Ganztagsschulen weiten das Ganze noch aus. Ob man Privatsphäre braucht, um sich zu einer selbstbestimmten und selbstbewussten Person zu entwickeln? Diese Frage muss sich jeder selbst beantworten.
Stattdessen möchte ich kurz auf einen sehr interessanten Zeitartikel aus der Zeit Nr.16 vom 11.04.13 eingehen. Richard David Precht stellt in seinem neuen Buch 10 Thesen auf, wie unser Schulsystem reformiert werden sollte: 1. Kinder wollen lernen; 2.Jedes Kind ist anders; 3. Vergesst die Fächer; 4. Bildet Lernteams; 5. Vertieft Beziehungen; 6. Fördert Werte; 7. Verschönert die Lernorte; 8.Trainiert die Konzentration; 9. Schafft die Noten ab; 10. Lasst ganztägig lernen. Ich werde die Thesen hier nicht genauer ausführen. Wer sich wirklich dafür interessiert, wird sich den Artikel selbst durchlesen, oder hat bereits schon was von Precht gehört.
Mir reicht es schon, wenn wir alle mal drüber nachdenken, was in der Schule passiert und ob das wirklich so passieren muss. Muss man pausenlos von Anderen bewertet werden? Muss man sich seine Interessen diktieren lassen? Muss man Kinder tatsächlich zwingen zum Lernen? Sind sie nicht von Natur aus neugierig? Ist Wettbewerbsfähigkeit und Konkurrenzdenken wirklich das Einzige, was einen weiter bringt? Kann man von Kindern verlangen, dass sie den halben Tag still sitzen und frontal mit Wissen beschallt werden? Lernt man die wirklich wichtigen Dinge fürs Leben im Unterricht? Trägt diese Art der Persönlichkeitsbildung zur Entwicklung mündiger, demokratischer, reflektierter Menschen bei?
Verschiedene Ansichten zu diesen Fragen würden mich tatsächlich interessieren.
Eine Antwort auf diese Fragen gab es von Ties Rabe eine Woche später in der Zeit Nr.17. ...
Ich persönlich dacht mir nach dem Artikel von Richard David Precht tatsächlich: In dieser Schule würde ich auch Lehrerkraft sein wollen! In (fast) allen Punkten stimme ich dem Autor zu. Und ich glaube nicht, dass die Möglichkeit zum freien Lernen Kinder außer Rand und Band laufen lassen würde. Es würde vielleicht nicht jeder das vom Kultusministerium bestimmte Allgemeinwissen erlangen, aber wer kann heute schon sagen was wir morgen wissen müssen?
ps: Das soll keine Kritik am Berufsbild der Lehrkraft sein. Zwar sehe ich diese als aller Erste in der Verantwortung etwas zu verändern. Da sie selber aber hauptsächlich ausführende Kraft sind, würde eine Kritik die sich darauf beschränkt ins leere Laufen. Nicht allein der Lehrberuf sollte überdacht werden, sondern das ganze Umfeld, in dem dieser stattfindet.